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Im Land der Skipetaren: Albanien und Mazedonien gemeinsam – Golem Korab / Maja e Korabit


Wohin ?

Zur Einstimmung Xinxilushe, ein traditionell-albanischer Volkstanz: https://www.youtube.com/watch?v=8Qf7XksX6dA

Auszüge:


Vërmice/Vrbnica heißt der Grenzübergang. Ein albanisches Mädchen, etwa sieben Jahre alt, kommt an mein Fenster und fragt: “English? Gjerman?” “Gjerman” “One – two – three – four ...” fährt sie fort, “Italiano uno – due – tre – quatro … Gjerman?” Ich: “Eins – zwei – drei ...” Das ist zu schwierig nachzusprechen. “One Euro!” Sie kommt auf das eigentliche Thema zu sprechen. “No.” “Chocolate?” “No, it's too hot for chocolate”. “Coffee?” Sie arbeitet die ganze Skala ab. Das übliche Spiel, nur professioneller dargeboten als sonstwo.






Quartier finden ist nie ein Problem in Albanien: Hunderte von Schießständen aus Kommunistenzeiten bieten treffliche Unterkunft.


"Ein geländegängiger Land Rover Defender mit zwei Grenzpolizisten. Granitschna Polizija: verhaftet. Ausführlich studieren sie mein Auto von innen und meinen Paß. Wo befindet sich das mazedonische Einreisestempelchen? Beide schauen kritisch drein. Geben telefonisch meinen Namen und meine Autonummer an eine zentrale Stelle durch. Was ich arbeite? Pensionär. Was ich früher gearbeitet habe? Die Rückseiten meines Notizpapiers faszinieren sie: englischsprachige medizinische Publikationen sind darauf abgedruckt.

Ich begehe den Fehler, ihnen zu sagen, ich hätte Chemie studiert. Chemie?! Kimik? Höchst verdächtig. Ob ich nach Gold suche? Anscheinend sind das Goldbergwerke in der Gegend, die mit dem Gekreuzte-Hämmer-Symbol.

Jetzt wollen sie den Autoatlas sehen und die Landkarten, die auf der Ablage neben meinem Fahrersitz liegen. Ich zeige ihnen das Kärtchen aus dem Internet. Seht ihr, alles ist frei verfügbar – kein Geheimnis. Das Wort 'Internet' elektrisiert die beiden. Sofort kommt die Rückfrage: 'GPS?' GPS scheint ein Reizwort zu sein. Wer über ein GPS-Gerät verfügt, kann nur ein Spion sein. Ich überhöre das taktisch. Trotzdem zieht sich die Sache in die Länge, die Fragerei will nicht enden. Die Standardfrage: 'Sam?' – allein unterwegs? Da – ja. Sam! Merkwürdig, was Deutschen so einfällt, wenn ihnen nichts mehr einfällt. Ich versuche, meinen Peinigern die Information aus dem Internet zu zeigen – 'They walked from Gradište ...', blättere dabei im Ordner in meinen Papieren und komme an einen Ausdruck mit kyrillischen Buchstaben. Sofort reißt der eine Beamte den Ordner an sich und studiert den verdächtigen Text. Es handelt sich um die Abschrift einer Plakette mit historischen Daten zu einem Partisanenüberfall – die Plakette von der Gedenkstätte am Tschakor-Paß, damals, als ich versuchte, von Montenegro in den Kosovo zu gelangen.

Jetzt wird es völlig mysteriös: ein Chemiker mit historischen Interessen? Paßt alles nicht recht zusammen. Seltsamer Vogel, dieser Deutsche. Was habe ich hier gemacht? Was will ich noch machen? Daß ich den Korab bestiegen habe und noch einmal besteigen will, macht schweren Eindruck. Plötzlich werden sie freundlich, geben mir Paß und Kraftfahrzeugschein zurück und verabschieden sich, nicht ohne mir klargemacht zu haben, daß ich mich dem Dreiländerstein nicht nähern dürfe.

Eigentlich kann ich jetzt meinen Plan fallen lassen; werde ich noch einmal erwischt, droht mir eine Strafe, wenn nicht sogar Gefängnis. Ich kratze mir am Kopf und weiß nicht, ob ich kampflos das Feld räumen soll. Als erstes beschließe ich, keine Komplicen mit in die Angelegenheit zu ziehen. Ich werde mich also aus dem Staub machen. Werde irgendwo außerhalb der Gefahrenzone vesteckt übernachten und dann morgen, in aller Herrgottsfrühe, einen zweiten Angriff starten. Dann ist die Grenzpolizei noch nicht unterwegs."




"Blutverschmiert mache ich mich also ein zweites Mal auf und fahre noch einmal den ersten Abzweig. Ich fühle mich wie ein verschmähter Liebhaber auf Pirsch. Nur anders als beim ersten Versuch fahre ich das Tälchen nicht talwärts aus, sondern nehme schon nach einem Kilometer einen steil nach links oben führenden Ast. Das asphaltierte Zweigsträßchen – jetzt der dritten Ordnung – geht nach 2,3 Kilometer in Schotter über. Das schaffe ich noch einmal etwa zwei Kilometer, dann drehen die Räder durch, und ich muß mein geschundenes Auto in einer Kurve stehen lassen. Zu Fuß schlage ich nach links hin einen Weg ein, der mich nach zehn Minuten aber nur zu einem einsamen Gehöft führt, wo er bei einer schwachsinnigen Frau endet, die alle Sprachen verlernt hat.

Also zurück zum Auto und den Weg nach rechts genommen. Eine halbe Stunde brauche ich so stramm ausschreitend bis zur Grenze, nur um festzustellen, daß ich angekommen bin, wo ich schon mal war. Doch ich habe keine Zeit zur Frustration. Hinter mir höre ich Motorengeräusch. Ich versuche noch einen hastigen Rückzug zu meinem Auto, aber vergebens. Die Falle der Grenzpolizei schnappt ein zweites Mal zu. Ich werde gefilzt bis auf die Haut: Paß, Personalausweis – Übereinstimmung prüfen! – Kraftfahrzeugschein, Führerschein. Alle Daten werden in ein Buch übertragen. Ausgestellt von Stadt Kelkheim (Taunus): Was bedeutet 'Stadt'? Was bedeutet das 'Taunus' in Klammern? Und Doktor? Arzt? Was für ein 'Dr.'? Warum Blut an den Schienbeinen? Was im Auto? Für wen? Warum? Hobby? Was bedeuten die Visa für Rußland und Kasachstan in meinem Paß?
Schließlich kann ich mir nicht anders helfen, als eine Runde Apfelwein – mitgebracht in einer Kiste von Frankfurt – an die verdutzten Grenzer auszugeben. Dann endlich sind sie zufrieden und lassen mich in Ruhe. Aber vorausgehen zum Auto muß ich schon, sie immer wachsam im Jeep hinter mir. Und als ich das Auto erreiche und wegfahre: Sie ebenso hinterher. Das war das letzte Mal, daß ich einen Dreiländerpunkt anrühre, denke ich und breche meinen Vorsatz bald wieder. Anderswo gibt es andere Grenzer; neues Spiel, neues Glück!
"



Hier drüber rollt der Durchgangsverkehr von Elbasan nach Peshkopi


"Noch selten bin ich eine Strecke nach der Uhr gefahren. Noch nie bin ich eine solch einsame Straße gefahren. Noch nie hat sich eine Straße solch ursprünglich dargestellt: Es ist eine einzige Holperstrecke, die ich weitgehend im ersten Gang zurücklege, um die Reifen zu schonen und um sicherzustellen, daß ich nicht aus Versehen in einer Rille aufsitze. Doch ich lerne bei aller Vorsicht auch, daß 'Vorsicht' vor allem vorausschauen bedeutet. Steigt der Weg nämlich an, tue ich gut daran, einen ordentlichen Anlauf im ersten Gang zu nehmen und das Auto am Rollen zu halten, wenn ich nicht auf halber Höhe am Hang steckenbleiben will. Wenn ich die Steigung versehentlich im zweiten Gang angehe und unterwegs zurückschalten muß, bin ich verloren."




Transport - Logistik - Spedition in Albanien


"Eine Nacht auf dem Waldparkplatz am Vodno. Hier hoffte ich Nachtruhe zu finden, als mir die Disco unten im Stadtpark hinter dem Stadion zu laut geworden war. Doch hier ist es nicht besser, im Gegenteil: Erst dudelt Musik vom Planinarski Dom, dann übernimmt gegen Mitternacht die Beschallungsanlage eines Autos mit ordinärem Rap. Mit der Zeit treiben sich auch auf dem Parkplatz eine Menge Leute herum, die hier sicher etwas anderes tun als wandern. Ich höre nur laute, männliche Stimmen. Was geht hier vor? Es ist ein reges Kommen und Gehen, Autos fahren an und wieder ab, Scheinwerfer leuchten durch meine Autofenster. Aber man behelligt mich nicht direkt.

Das nützt nicht. Nicht nur bin ich innerlich aufgewühlt durch meine strategischen Pläne, die ich tagsüber entwickelt habe; jetzt mischt sich auch noch Angst vor einem Überfall dazu. Gegen 3 Uhr morgens plötzlich neue Bewegung in der mysteriösen Szene: Kavalkaden von aufgemotzten Autos röhren die Straße herauf. Man dreht auf dem Parkplatz jetzt Runden und übt Powerslides mit quietschenden Reifen. Ausgelassenes Treiben, das ich durch die Scheiben meines Autos verfolge. Dann steht man in Zweiergruppen beisammen und feilscht laut. Drogenszene? Eine Frauenstimme ist jetzt auch dabei. Organisierte Prostitution?

Räudige Hunde, ein ganzes Rudel, streichen um mein Auto und klopfen ab und zu mit den Schwänzen gegen das Blech. Seltsame Rhythmen: gestern Disco, heute Hundeschwänze, Rap, unartikulierte Schreie der Drogendealer und aggressiven Kunden.

Gegen Morgengrauen verschwinden alle, nicht ohne eine Dollarnote zurückzulassen, die ich morgens beim Kontrollgang über den Parkplatz einsammle. Es war eine der fürchterlichsten, angstgeladensten Nächte je in meinem Auto. Eine goldene Morgensonne liegt über dem Schlachtfeld. Der Besitzer des Planinarski Dom kehrt die Reste der Nacht zusammen: Zigarettenschachteln, Flaschen, Scherben, aber überraschenderweise keine Kondome. Er gesellt sich zu mir. 'Was ging da ab?', frage ich ihn. 'Ach, nur junge Leute,wollten ein bißchen feiern.' Aus der Art, wie er das Wort 'feiern' spricht, entnehme ich, es handelt sich um mehr."






Abend über Ost-Albanien


"Ich stoße auf die erste Schafherde und Almhütte. 'Rrrrr wuff' höre ich einleitend von links und sehe noch über ein Tälchen vier wütende Bestien auf mich zustürzen. Mir laufen eiskalte Schauer über den Rücken. Wütend bellend und Zähne fletschend umkreisen sie mich und sind durch Zuspruch nicht zu beruhigen. Ich drohe ihnen mit meinen Stöcken und halte sie so auf Distanz, doch sie lassen nicht ab, so daß ich auch noch einen Stein in die Hand nehmen muß, nur um genügend Waffen zu haben, falls einer von ihnen mich wirklich angreifen würde. Würden sie mich alle zusammen angreifen, hätte ich keine Chance."




Über die Porta ë Korabit läuft die albanisch/mazedonische Grenze


"Nur eine vage Vorstellung habe ich, wohin ich mich jetzt wenden muß. Ich wandere zurück zu der letzten Schafherde, die sich am Paß versammelt hat. Dort finde ich plötzlich auch den gesuchten Grenzstein auf einem Hügelchen mitten auf der Paßhöhe; er ist so groß, daß ich ihn vorhin für einen verwitterten Felsen gehalten habe. Bei seiner Herde steht natürlich auch ein Schäfer; er zeigt mir die Richtung, die ich einzuschlagen habe. Wie erwartet, deutet er nach Süden einen Schrofen- und Grashang hinauf, der sich oben in Felsen verliert. Offenbar gibt es keinen Pfad mehr, ich muß mir meinen Weg selbst suchen."





8. September 2007: 16. Jahrestag der mazedonischen Unabhängigkeit auf dem Golem Korab

Stolzes Mazedonien: http://www.youtube.com/watch?v=K_zYN0TLL20&feature=related






Montenegro glücklich vereint mit Mazedonien auf dem Gipfel des Golem Korab




Sturm und wilde Frisur auf dem Gipfel des Golem Korab: Der Bergsteigerverein von Plav in den montenegrinischen Prokletije-Bergen zeigt Flagge.




Noch eine Woche zuvor von der albanischen Seite hochgestiegen: totale Einsamkeit auf dem Maja e Korabit


"Mein erstes Interesse gilt dem respektablen Grenzstein, so verwittert er auch ist. Die Grenze beschreibt hier einen Knick: drei Viertel der 360-Grad-Rundumschau, von Osten über Norden und Westen nach Süden, nach blicken nach Albanien; nur das nach Südosten gerichtete Viertel nach Mazedonien. Die Albanien zugewandte Nordseite des Steins trägt den albanischen, doppelköpfigen Adler in rotem Feld: Darunter prangt noch die inzwischen überholte Bezeichnung RPSSH – Republika Popullore Socialiste e Shqipërisë – Volksrepublik der Skipetaren. Von Süden kann ich auf dem Stein noch die rote Aufschrift 'Кораб' erkennen. Darunter war wohl mal eine Plakette angebracht, vermutlich mit einem jugoslawischen Hoheitssymbol, aber da ist nichts mehr, und zu einem neuen mazedonischen hat es noch nicht gereicht."


Ein Höchster für 2 Länder zugleich - der Korab.
Hier Aufstieg von der mazedonischen Seite: https://www.youtube.com/watch?v=179Ln6zFQS4

und von der albanischen Seite: https://www.youtube.com/watch?v=btG3iTF_scM





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