DE EN

Start

Warum?

Über mich

Die Höchsten

Gipfel & Grenzen

Von nun an geht's bergauf

Meine Höchsten

Deutschland extrem

Deutschland
ringsherum

Zu den Quellen!

602 Grenzsteine

Vier Grate-Ein Gipfel

Eigener Staat oder Niemandsland?

Wall und Graben

Pfad zur Pfalz

Berge der Bibel

Was als Nächstes?

Schlüsselbegriffe

Links

Impressum/AGB

 

 Zwischen Dagestan und Aserbaidschan – Bazardüzü 


Autonome Republik mit heilloser Sprachverwirrung im Verband der Russischen Föderation

Bazardjuzju - "the morning after"

 

Anmarsch durch das Tal des Jatuchdere

Auszug:

„Nach Nodaris Intervention dürfen wir rechts an der wartenden Schlange vorbei bis zum Schlagbaum vorfahren, 'da wir die Grenze zum ersten Mal überqueren'. Die täglichen Pendler müssen warten. Stufenweise arbeiten wir uns nach 'vorläufigen Gesprächen' mit verschiedenen bewaffneten Grenzsoldaten nach vorne. Doch dann geht erst mal nichts mehr. Während ich im Lada am Rande des Geschehens stehen bleibe, steigt Nodari aus und begibt sich mit den Autodokumenten und den selbstausgestellten Empfehlungsschreiben von GeoSwiss – Alain Marendaz hat an alles gedacht! – über die Grenzbrücke auf die azerische Seite, um mit den dortigen Beamten 'vorzuklären', welche Fragen Sie bezüglich des Imports eines gebrauchten Lada – unseres Autos – haben. Das 'Problem' dabei ist – und das weiß Nodari schon von früheren Grenzübertritten her – daß er nur der Fahrer, nicht aber der Besitzer des Autos ist. Die Azeris unterstellen daher Schmuggelabsicht eines gestohlenen Autos und verlangen die Hinterlegung gesalzener Haftungssummen. So 'vernünftig', wie das klingen mag, es ist tiefer Orient.

Gewichtig aussehende Typen drängeln sich in ihren dicken Mercedessen vor. Ein völlig undurchsichtiger Prozeß läuft ab: Die Mercedesfahrer begrüßen die georgischen Grenzbeamten mit Küßchen und werden sofort durchgelassen. Die 'regulär' Abgefertigten müssen schleppende Kontrollen über sich ergehen lassen, ohne daß klar ist, was da überhaupt kontrolliert wird und wozu.

Schon 19 Uhr 45 kommt Nodari wieder von der Azeri-Seite zurück. Nun gilt auch für uns an der Schlange vorbeizufahren, einen grünen Absperrpfahl zu beseitigen, den Paß vorzuzeigen und über die Brücke zu entschwinden. Der georgische Prozeß war also noch erträglich kurz.

Auf der Azeri-Seite müssen wir zuerst unsere Pässe vorzeigen, bei einem jungen Bübchen mit Riesen-Armee-Tellermütze auf dem Kopf. Das Kerlchen sieht aus, als ob es mit seinen vielleicht 19 Jahren schon einen Heiligenschein trüge. Immerhin verläuft die Gesichtskontrolle ohne Probleme, und wir dürfen zum Check der Unterseite unseres Autos weiterfahren – unwillkürlich werde ich an die albernen Grenzkontrollen der verflossenen DDR erinnert: man benutzt dieselben fahrbaren, unterschiebbaren Spiegel wie damals. Dann werden unsere Rucksäcke durch Draufdrücken auf ihren Inhalt geprüft und nachdem dies alles zur Zufriedenheit erledigt ist, dürfen wir wegen der Autoformalitäten seitlich rechts heranfahren zum Gömrük-Posti, dem Zollhäuschen. Ohne i-Punkt wird das letzte 'i' geschrieben; ich bin in einem der Türkei hörigen Land angekommen. 'Mazimçay' ist der Name des Häuschens, benannt nach dem Grenzbach – die Türken wie die Azeris benutzen für 'Bach' und 'Tee' dasselbe Wort 'çay'. Das 'ç' mit Cedille, das 'g' mit Halbkreis und die vielen 'ü's und 'ö's sind mir schon von der Türkei her bekannt; neu ist nur das umgedrehte 'e'. Aus lauter Langeweile vergleiche ich mit meiner altsowjetischen Generalstabskarte: richtig, Mazymtschai ist die Transliteration.

Jetzt laufen wir auf. Weil es so spät ist – inzwischen kurz nach acht – hat der diensthabende Beamte der Staatsbank schon Feierabend und kann so den zu hinterlegenden Betrag nicht mehr berechnen und entgegennehmen. Nodari jammert, wir müßten morgen zu einem wichtigen Termin beim Präsidenten des Azeri-Bergsteigerverbands, drängt auf eine Lösung. Und siehe da – Orient! – der Zollbeamte telefoniert den Bankbeamten an, und dieser verspricht, noch einmal allein wegen uns zu kommen. Er wohnt allerdings in etwa zehn Kilometer Entfernung – in Inner-Aserbaidschan sozusagen – es kann also länger dauern.

Inzwischen dürfen wir an einer Sitzgruppe aus Baumstümpfen, um ein rundes Tischchen unter einem Nußbaum gruppiert, in frischer Abendluft Platz nehmen. Ich erhalte ein Glas Wasser zur Besänftigung. Wir sind im Orient, und da geht Gastfreundschaft über alles.

Es ist schwülheiß, und so warten wir. Nodari spricht wenig, irgendwie ist ihm die ganze Prozedur peinlich. 21 Uhr 10 trifft der ersehnte Bankbeamte endlich ein und beginnt mit Nodari zusammen Formulare auszufüllen. Zwischen dem Zollhäuschen und einem anderen, modernen Abfertigungs-Bungalow schreiten derweil Offizielle in Uniform gewichtig hin und her, inspizieren unseren Lada mit bedeutsamen Blicken. Kühe und ein Kalb werden formularlos über die Grenze getrieben, von einem Kuhhirten am Seil an der Grenzstation vorbeigezogen. 21 Uhr 25 notiere ich: der Quittungsblock wird herausgeholt und Nodaris Paßdaten übertragen.

21 Uhr 30: Der Beamte blättert im Quittungsblock mit den Durchschlägen nach vorne und hinten, runzelt wichtig die Stirn und telefoniert über ein Handy – modern ist man schon an der Grenze! – wischt sich den Schweiß aus der Stirn und holt ein zweites, kleineres Quittungsblöckchen hervor. 21 Uhr 35: Nun hat ihn eine Mücke hinter dem Ohr gestochen. Nodari sitzt geduldig neben dem Schreibtischchen, um etwaige Fragen zu beantworten. Abschlußgespräch.

Sinnigerweise steht über dem Eingang des Abfertigungs-Bungalows 'YaÅŸil kanal' – Nothing to declare. Ich lerne: 'yaÅŸil' heßt auf Azeri 'grün'. Was muß hier erst los sein, wenn jemand etwas anzumelden hat!

Der Beamte tippt Beträge in seinen Taschenrechner ein und überträgt sie in die Formulare. 21 Uhr 50: Ein weiteres Formular wird herausgeholt und wieder Paßdaten übertragen. Neben unserem Lada ist ein alter schwarzer Wolga in die Parklücke eingefahren. Der Fahrer muß buchstäblich die hintere Tür seines Autos zerlegen, um zu demonstrieren, daß er nichts schmuggelt – Rauschgift?

21 Uhr 55: Die Formulare und Durchschriften werden auseinandersortiert – was verbleibt bei wem? Der Wolgafahrer darf sein Tür-Innenteil wieder anschrauben. Der Prozeß neigt sich seinem Ende entgegen.

22 Uhr: Nodari überreicht bündelweise Dollars, die einzeln sichtgeprüft und ans Licht gehalten werden; Dollars sind schließlich leicht zu fälschen. Der Wolgafahrer ist noch nicht am Ende: jetzt muß er die hintere Sitzbank herausheben – der Kofferraum könnte ja einen doppelten Boden eingeschweißt haben!

22 Uhr 05: Während der Wolgafahrer noch unter Aufsicht herumschraubt, rollen wir schon weiter in die azerische Nacht hinein. Aber so ganz frei sind wir nicht: Ein Stempel fehlt noch. Wir müssen dem Staatsbankbeamten zehn Kilometer in der Nacht zu seinem Büro im nächsten Städtchen – Balaken folgen. Dort heißt er uns vor seinem Zollamt in einer dunklen Seitenstraße warten, die nach dem Präsidenten stolz 'Heydar Aliyev Küçasi' genannt ist, will in der Zwischenzeit nach Hause fahren, wo er den Stempel aufbewahrt, und dann wiederkommen, um den Vorgang mit offiziellem Gepränge abzuschließen. Er entschwindet in die Nacht ...”


Kaukasische Gastfreundschaft auf einer Sommeralm


 

Trekking im Lezginen-Gebiet

 


 Im Kul'turnyj Dom bei den Lezginen von Dagestan tanzt man die Lezginka: https://www.youtube.com/watch?v=dR18c6xIiD0


 

 

   "Auf dem Gipfel Dagestans - die Partei Vereintes Russland"


Auf den Bazardüzü, den Höchsten von Azerbaidschan UND Dagestan: https://www.youtube.com/watch?v=RXJpSVqczPg


 

 Weiter zum nächsten Kapitel