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Streitobjekt Frankreich / Italien: Mont Blanc und Mont Blanc de Courmayeur — oder ein Punkt  auf dem Bosses-Grat?



 Auszüge:

"Heute muß sich der höchste Berg der Alpen die Ehre des „Höchsten“ zwischen zwei Ländern teilen. Auf der einen Seite, der französischen, heißt er Mont Blanc, auf der italienischen Monte Bianco, weißer Berg. Und weiß ist er wahrhaftig; schnee- und eisübergossen reckt er sich von Chamonix aus betrachtet in den Sommerhimmel. Über 4800 Meter! Nicht nur ist er der höchste Berg der Alpen, sondern das auch noch mit gehörigem Abstand auf den Zweiten. Eingegrenzt von den Tälern der Arve, der Dora Baltea und dem Montjoie-Tal, sticht er massiv aus seiner Umgebung hervor, von mehreren Seiten- und Nebengipfeln umkränzt, von Aiguilles, Nadeln, ein richtiger König der Alpen. Selbst vom Flugzeug aus, auf dem Spät-Flug von Frankfurt nach Barcelona, sollte man immer links am Fenster sitzen; wenn es das Wetter zuläßt und die Alpen zu sehen sind, kann man eine andächtige Minute des staunenden Schauens einlegen – nicht zu übersehen, auch von weit oben nicht: Im warmen Licht der untergehenden Sonne überragt er die schon nachtschwarzen Täler, seine schimmernde Kuppe noch lichtüberflutet. Er ist wahrhaft der Größte.



„Ein Bergkoloß nach dem anderen entzündet sich. Zu Hunderten lodern rings in der Runde die Riesenfackeln des neuen Tags und begrüßen die Gebieterin der Welt. Mit der sich erhebenden Sonne gerät die Luft in Wirbel, setzt ein Höhensturm ein. Alles, was wir am Horizont schauen, ist schon tiefer, liegt schon unter uns. Nur vor uns die scharfe Schneide des Grats. Stoßweise fegt der Sturm in wallenden Fahnen Pulverkristalle über die beleuchtete Seite des Grats, hinaus ins graue Ungewisse jenseits der Kante. Ein rieselndes Geräusch begleitet uns, vermischt sich mit dem Schaben der Anorakkapuze am Ohr. Solange wir höher steigen und in Bewegung sind, über die Firnhöcker der Bosses du Dromadaire – Petite und Grande Bosse, 4513 und 4547 Meter –, fällt die Kälte nicht so ins Gewicht. Die Augenwimpern verkleben mit dem Band der Stirnlampe; der Atem kondensiert an der Innenseite der Brillengläser. Ab und zu bläst der Wind eine Ladung Eiskristalle wie Schmirgel ins Gesicht. Wie in Trance schieben sich die Füße voreinander, mit Schritten, so klein, daß wir nicht vom Fleck zu kommen scheinen. Kleine Ruhe- und Atempausen lassen uns fast erfrieren. Die Sinne schalten sich aus. Wir wissen, daß wir gleich oben sind. Alle weiteren Gedanken verschwinden. Doch die Aufmerksamkeit ist auf all die kleinen Dinge gerichtet: Spur, Grat, keinen Schritt daneben, Pickel immer ins Loch, das der Vordermann gestochen hat, Schritt in dieselbe Stufe. Kein Schritt daneben. Blick nach unten. Nichts denken. Gehirn abschalten“.

   


Seltsamer Grenzverlauf am Gipfel des Mt. Blanc: Französische Karten vereinnahmen die ganze Gipfelkalotte, eine italienische Karte zieht die Grenze über den Gipfel.

 


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