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Die französischen Zollfreizonen am Genfer See - Der Crêt de la Neige oder der Reculet - und die Dent d'Oche

 Auszug:

"Zollfrei" bedeutet in höchstem Maße "unabhängig" - also muß ich auf die jeweils höchsten Berge steigen!


 

„Gegen Abend, wo auch der letzte der wenigen Wanderer gegangen ist, fröstelt es mich. Weiß ich was ich tue, wenn es jetzt schon schwierig wird? Wie soll dann der Rest der Nacht verlaufen?

Um es kurz zu machen: es wird hart. Und das obwohl alles trocken bleibt, obwohl eigentlich nichts vorfällt. Aber schlafen kann ich nicht, zuerst auch nicht einmal recht genießen: Und dabei wäre der Tiefblick auf das glitzernde Genf so spannend! Erst leuchtet und flimmert es an allen Ecken, dann, Stunde um Stunde, schaltet der eine, dann der andere sein Licht aus.

Ich hüpfe herum, reibe die Hände wie wild aneinander, kauere mich wieder. Ich habe weder Decke noch Schlafsack dabei, und doch wird mir in dieser Nacht bewußt, daß ich einen Berg erst dann richtig kennenlernen kann, wenn ich eine Nacht auf ihm verbringe. Die Nacht wird grimmig kalt, und an Schlaf ist immer noch nicht zu denken. Tief unter mir liegt Genf. Dort steigen die Leute gerade in warme Betten und knipsen zufrieden die Nachttischlämpchen aus. Der Mond zieht auf und erfüllt das Land mit seinem unwirklichen Licht. Silbern stehen die Kuppen des Jura. Halb wache, halb träume ich und weiß manchmal nicht: Bin ich noch von dieser Welt?

Im ersten Tagesachtel lege ich mich hin und versuche die Augen zu schließen. Doch es geht nicht, ich brauche Bewegung, um mich vor der Kälte zu schützen. Als es drei Uhr morgens ist, parallel zur Kälte, ist der Mond gegangen, und das Tal starrt tiefschwarz zu mir herauf. Das zweite Tagesachtel, noch in dunkler Nacht, ist zudem auch noch feucht. In Massen fällt der Tau und durchnäßt mich bis fast auf die Knochen. Als ich es nicht mehr aushalte, so früh wie es irgendwie geht, sechs Uhr oder so ähnlich, stochere ich schon herum, um mir meinen Rückweg wieder zu erkämpfen.

Doch auch das gebe ich nach wenigen Schritten wieder auf. Scharf packt mich die Bergluft an, in der atemberaubenden Umklammerung ihrer kalten Arme merke ich, daß ich wache und nicht mehr träume. Die Sterne flimmern noch. Deutlich höre ich noch heute das Aufschlagen meiner tastenden Stöcke an den Felsen des Gipfels. Leise beginnt es zu grauen. Drüben im Westen noch unbestimmt und schattenhaft seltsam schwammig-wellige Konturen; im Osten Zinken und Hörner gleich hohen weißen Nebelgebilden in der strengen Morgenluft. Immer klarer die Berge, sie formen sich zu schimmernden Reihen. In ruckweisem Anlauf wird es lichter und lichter, dann hoch über den noch schlafenden Tälern ein Aufblitzen bald hier, bald dort, als schalle heller Weckruf von Berg zu Berg, farbiger Glorienschein am Himmel und fliegende Feuersignale bis zum fernsten Horizont, in flammender Lohe der Mont Blanc, dahinflutende Lichtwellen: Endlich Wärme in die Glieder! Der Genfer See beginnt in der ersten Morgensonne zu glänzen. Ein Bild voll unbeschreiblicher Glorie.

Zu verlockend ist es, noch ein wenig zu warten, bis die Sonne hochkommt. Und so hole ich meine Kamera zum wievielten Mal heraus, baue sie an einem Gipfelfelsen so auf, daß ich den Felsen wie ein Stativ benutzen kann, und schieße einen ganzen Film in die rosa Streifen, dann das milchige Ocker, das eisige Blau des Himmels, das langsam einem brennenden Focus unterliegt. Flammend geht um acht Uhr über dem Wallis die Fackel aus den Wolken hoch. Jeden Tag dasselbe, und doch immer wieder ein packendes Schauspiel voller Größe und Herrlichkeit“.

 




 


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