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Impressum

 

 Im Dienste der Queen: Gibraltar - O'Hara Tower

 Auszüge:

Die einzige verbliebene Kolonie in Europa

 

„Eine Äffin sitzt friedlich auf der Mauer in der Sonne, ihr Kleines saugt an ihr. Die Äffin drückt das Kleine an sich, schaut zufrieden, wie alle Mütter, wenn ihre Säuglinge nuckeln. Eine wabblig-fette Touristin mit undurchsichtiger, schillernder, überdimensionaler Sonnenbrille, reckt ihren schwammigen Arm nach der Äffin aus. Die Äffin schaut beunruhigt, bleibt aber sitzen. Noch ist die Sonnenbrille der Hauptgrund für die Irritation. Als der fette Greifer der Touristin das Kleine berührt, hebt die Mutteräffin abwehrend eine Hand, wundervoll rosa, mit feinen Fingernägeln, durchzogen von tiefen Furchen. Eine Wahrsagerin hätte unsäglich viel aus den brauen Linien lesen können. Die Fett-Touristin tippt das Kleine an. Die Äffin-Mutter schlägt mit der Hand auf den dicken Finger. Die Touristin kreischt blöde. Die Umstehenden freuen sich.“


„Der Steilabfall in die Ostflanke ist gut für Selbstmordkandidaten: Fast senkrecht stürzt die Wand auf die Blechabdeckung hinab, die den schmalen, östlichen Küstenstreifen schützt. Über diese Flanke war der spanische Ziegenhirt mit seinen Getreuen 1704 heraufgekrochen. Das denkwürdige Ereignis ist auch hier in einem Schild dokumentiert: 'The shepherd´s path from near this point was scraped away soon afterwards.'

Über den Grat nach Norden führt der Douglas Path. Noch stehe ich nicht auf dem höchsten Punkt. Nach Süden hin steigt der Grat an zu einem stahlrohrgespickten Gipfel in etwa zweihundert Meter Entfernung, weglos. Jetzt heißt es klettern. Über glitschige Kalkfelsen, weiß verschmiert mit frischer Möwenscheiße, an knorrigen Bäumchen und um krumme Büsche herum, hangele ich mich am Grat entlang. Richtig ausgesetzte Stellen. Wieder bin ich der einzige; die Touristen sind zurückgeblieben, sie trauen sich nicht weiter. Schlagartig ist das Klima umgeschlagen: Nicht nur werden die letzten Meter zum Gipfel plötzlich anspruchsvoll, auch der Sonnenschein, der mich wochenlang durch die iberische Halbinsel begleitet hatte, ist einer fetzigen, feuchten Nebelsuppe gewichen.

Weiter durch schier undurchdringliches Dickicht am schmalen Grat. Die schmierige Möwenscheiße ist mit Federn durchmischt. Meine Hände sind verklebt. Ich komme nach einer Stunde Kampf an dem Gitterzaun an, der die höchste stangenbewehrte Stelle schützt. Es handelt sich um ein Funk- und Fernseh-Relais, militärisches Sperrgebiet, gespickt wie ein Igel. Von dieser Seite ist kein Durchkommen. Eine Möwe landet vor mir auf einer Antenne und beklagt sich schreiend über mich“.


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