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Buch R      Der weite Osten




Ukraine vor der Wahl. Sie fragten mich: Wen sollen wir wählen? Janukowitsch oder Juschtschenko?


... Several campaigns have been necessary to sample all mountains on my list.

... Mehrere Anläufe waren nötig, um alle Berge meiner Liste einzusammeln. 

 

Märkte in Russland bieten alles.

Falls Sie glauben, man könne da nicht hinfahren: Man kann wohl. Man muß es nur wollen und sich in ein geeignetes Auto setzen: ohne Elektronik, aber mit Platz für eine Matratze.

 

 Was als Nächstes? What's next?

 How to Start Your Own Country

"Wenn ich mir so vorstelle, womit ich in diesem Buch meine Leser überfalle, mit Namen, die sie noch nie gehört haben! Kalmykien, Mordwinien, Tschuwaschien, Udmurtien ..., atemberaubend asiatisch Klingendes; und dann ist da auch noch die Komi-Republik und die Republik Marij-Èl. Dazwischen die Tataren, Nenzen und Permjacken. Wie bitte?

Da kommt mir der Gedanke, spätestens hier, ob ich nicht mal selbst ein Land ins Leben rufen, einen Staat gründen sollte. Gerne würde ich mich zum König ausrufen, so wie es der selige Theodor von Korsika einst tat. Fürst würde auch schon reichen, so wie Giorgio von Seborga oder der Herrscher von Sealand – wie hieß der doch noch mal?

Krach würde es geben, mit der örtlichen Polizei als erstes, die die Barrieren am Eingang zu meinem Reich beseitigt sehen wollte; dann mit der Staatsanwaltschaft, der die Hoheitsschilder an den Grenzen meines Imperiums ein Dorn im Auge wären; dann mit der Zollverwaltung, die nicht einsehen würde, daß ich von allen, die die Grenze zu meinem Staat überquerten, Zoll erheben würde. Ich müßte Münzen prägen, Briefmarken drucken, Staatsverträge über die Wasser-, Strom- und Gasversorgung aus dem 'Ausland' abschließen, nach diplomatischer Anerkennung heischen, müßte mir Hoheitsinsignien wie Flagge und Wappen zulegen, müßte mein Staatsgebiet abstecken, müßte schließlich meine deutsche Staatsangehörigkeit ablegen, müßte, müßte ...


Halt! Spätestens da hätte ich ein Problem. Ich bin per Geburt Deutscher und kann nicht ohne Weiteres hingehen und meinen Personalausweis zurückgeben; der ist nämlich Eigentum der Bundesrepublik Deutschland und damit bin ich deren Bestandteil, ob ich will oder nicht. Eine Entlassung aus dieser Haft gibt es nicht.

Wie macht man’s also richtig? Nun, Danny Wallace hat es vorgemacht. Sie kennen Danny Wallace nicht? Ist auch nicht nötig, ist halt nur einer der vielen Spinner, die sich 'König' nennen, aber zum Unterschied von all den anderen tut er das ganz ungestört. Daniel Frederick Wallace ist ein Comic-Schreiber und Komödiant, geboren 16. November 1976. Vom 3. August  bis 6. September 2005 erfreute er die Fernsehzuschauer in England mit seiner sechsteiligen Serie 'How to Start Your Own Country'. Er zeigte, wie er es selbst in seiner Wohnung in der Fairfield Road im Bow Quarter des Londoner Ostens machte. Dort ist seitdem sein Königreich. Er hat es 'Lovely' genannt.


King Danny I. hat sich selbst am 1. Januar 2005 zum konstitutionellen Monarchen ernannt. Einfach nur so. Lovelys Flagge und Wappen wurden vom Londoner Design-Studio Pentagram entworfen; das pixelige Wappen soll die Internet-Natur der Mikronation betonen, genau wie die Flagge eine stilisierte Ableitung des Union Jack ist. Die Nationalhymne wurde Ende März 2005 in Greenwich Park aufgenommen, mit Hilfe einiger der ersten Staatsbürger und Mitgliedern von 'Join Me', einem Kollektiv, das der König ein paar Jahre zuvor angestoßen hatte.

Bis 1. Dezember 2007 hatten sich via Internet schon 58165 Personen zu Staatsbürgern des neuen Staats erklärt. Er verzeichnet also die höchste Zuwachsrate aller europäischen Staaten.

Das Land war ein paar Wochen ohne Namen geblieben, nachdem es unabhängig war; Vorschläge für seinen Namen wurden in Online-Abstimmungen eingeholt. Wallace wählte aus Tausenden von Vorschlägen seine zwei Lieblingsnamen 'Home' und 'Lovely' aus und ließ seine Online-Gemeinde darüber entscheiden. Das Land wurde dann offiziell am 2. September 2005 Lovely getauft, anläßlich einer Versammlung nur für geladene Gäste auf dem Leicester Square. Seitdem ist der 2. September offizieller Nationalfeiertag, der 'Lovely Day'.

 

Wappen des Königreichs Lovely

 

Dannys Freund Jon Bond, früher Security-Guard beim Lebensmittel-Discounter Tesco, ist heute Verteidigungsminister von Lovely und damit dem am nächsten, was man als Armee bezeichnen könnte. Man möge sich also warm anziehen, wollte man versuchen, den Staat zu sprengen. Die erste Staatskrise hat das Königreich auch schon hinter sich, als Wallace seinen ersten Außenminister live in einer Fernsehshow feuerte und den braven Bürger Kieran Collins an seiner Stelle zu diesem Amt bestimmte.

Die Bürger Lovelys sind aufgefordert, ihrerseits einen Raum oder Gebäude oder Land in ihrem Besitz zur Botschaft zu erklären und dort Lovelys Flagge zu hissen. Anscheinend gefällt vielen die Flagge nicht, so daß sie gerade über eine neue nachdenken, die nur für die Bürger gelten soll, während der König die ursprüngliche beibehalten soll, die ihm offensichtlich ans Herz gewachsen ist.


Die Währung des neuen Staats ist die Interdependent Occupational Unit IOU. Die Währung ist an den Satz 'Time is Money' gebunden – IOUs sind frei konvertierbar gegen einen Teil der Zeit des Empfängers, zum Beispiel für fünf Minuten Aufwaschen von Geschirr. Wer nun eine Menge IOUs angehäuft hat, steht in dem Dilemma, diese nicht loswerden zu können. Am ehesten läßt sich diese Wirtschaftsform mit lokalen Tauschbörsen vergleichen.

Andere königliche Ernennungen fanden statt, und die ersten öffentlichen Wahlen zu bestimmten Ämtern und Funktionen wurden über die Internetseite http://www.citizensrequired.com/unit/site/index.shtml abgehalten. Ab 2007 wird ein Premierminister alle sechs Monate gewählt. Sodann gab es weitere Wahlen und die ersten Streitigkeiten ...

Die Lovely Football Association LFA wurde schon im September 2005 ins Leben gerufen und spielte das erste Match der Liga in Bristol. Damals schlugen die Danvers Athletic den Mangotsfield FC mit 5 : 0. Am 16. Januar 2006 lief das erste Lovely-Grand-Prix-Autorennen mit Modellautos, Sieger war Francisco Rodriguez.

Die Universität von Lovely war die erste offiziell vom König anerkannte Ausbildungsinstitution des Landes, ins Leben gerufen von Bürger Perfecthill. Sie bietet Kurse an zur Frage, wie man 'lovely' ist, und Information, was Ausbildung für die Nation bedeutet. Am 30. Oktober 2005 wurde schon die zweite Universität gegründet, die 'University Status', zugänglich für alle, die sich einfach einschreiben. Seitdem gibt es kein weiteres Kursangebot.

Sehen Sie: So macht man es richtig. Und so ähnlich haben es all die Staatsoberhäupter von Kalmykien, Mordwinien, Tschuwaschien, Udmurtien und was weiß ich wie die ominösen Reiche vor dem Ural alle heißen, die ich jetzt besuchen will, auch gemacht."

King Danny I. von Lovely in Kampfuniform

 

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