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Buch K      Am Südrand der Alpen  


Im Jet über den Montblanc, auf dem Flug von London nach Palermo

 

„Fünfzig Ziele habe ich schon 'abgehakt'. Erst fünfzig. Wie weit will ich das noch weiterführen? Je weiter ich durch Europa auf der Suche nach dem Höchsten unterwegs bin, desto mehr überkommt mich eine ungewisse Beklemmung: Werde ich mein selbstgestecktes Ziel schaffen? Fünfzig sind erst 37 Prozent! Fünfundachtzig Ziele, fünfundachtzig Berge fehlen noch! Selbst wenn ich die schwierigsten vielleicht schon bestiegen habe und der große Rest überschaubarer wird mit jedem weiteren Berg, den ich schaffe: Ich werde von Jahr zu Jahr älter und arbeite gegen die Zeit.

Ist das der Sinn meines Lebens? Oder hätte es etwas anderes sein sollen? Etwas Besseres etwa? Verplempere ich meine Zeit mit Sinnlosem? Wahrscheinlich unterliege ich dem gleichen Irrtum wie die meisten meiner Mitmenschen: Ich verwechsle Sinn und Zweck, setze beharrlich beide Begriffe gleich.

Nachdem meine Kinder dem Hause entflogen sind und ich keine Arbeitsstelle mehr habe, ist mir der Zweck des Lebens abhanden gekommen – der Sinn aber hat sich erst ergeben! Die alten Goten verstanden unter 'sinps' den Gang und unter 'sinpan' gehen. Im Althochdeutschen begegnet uns 'sinnan' = reisen und 'sind' = Heerzug, Reise. 'Sinnan' in übertragener Bedeutung ist da schon 'geistig einer Sache nachgehen'. Im Neuhochdeutschen hängt das Wort 'senden' = 'etwas gehen machen' hiermit zusammen. 

Sobald mir dies klar geworden ist, habe ich die Sinnkrise überwunden. Ich frage auf meinem seltsamen europäischen Feldzug nach der Beziehung zwischen mir und der bunten Welt, die mich da umgibt – aufgehängt an Gipfeln und Grenzen, illustriert anhand feststehender Punkte im Gelände und willkürlich darüber und dazwischen mäandernden Linien. Der Sinn meines Lebens ist die Rolle, die ich in diesem Netz spiele. Weiter also auf meiner Wanderung durch Europa!“


 

Sprachinseln, Rückzugs- und Restgebiete sind der Inhalt dieses Bandes. Grenzen überschneiden sich kurios, grenzen sinnlos ein und ab, und das in einem Kontinuum gleichartiger Bergvölker. Und natürlich stehen wieder die jeweils höchsten Berge und Punkte unverrückbar in der verrückten Szene.

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