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Das ehemalige "Freie Territorium Triest" -  Monte Cocusso 

Zwischen Italien und Jugoslawien aufgeteilte Zonen eines "freien" Territoriums, ein Anachronismus des Kalten Krieges

 

Monte Cocusso, der höchste Berg von Zone A an der slowenischen Grenze

Auszüge:


„In der Via Geppa streiche ich durch das Chinesenviertel, auch sehr sympathisch. Chinesen sind mit mir auf einer Wellenlänge: Sie bieten Gebrauchtes an. Gebrauchte Kleider, gebrauchte Töpfe, rote Lampions, billiges Essen mit Geschmacksverstärker. Gegenüber des Hotels Abbazia finde ich einen Zeitschriftenhändler. Ich erkläre ihm, daß ich einen Plan mit Höhenangaben, 'con altitudine', suche. Er kramt alles Mögliche herbei, all das bunte Zeug, all die Faltblättchen für schnelle Touristen, bis zu Wanderführern. 'All I hear is radio gaga', spielt das Radio den Song der Gruppe 'Queen' im Hintergrund seines Laden. Genau der richtige Song zur Situation. Ich bin 'gaga', suche ein Meßtischblatt. Hat es in Triest so was schon einmal gegeben?

Endlich findet er das richtige: Der Monte Cocusso ist es, mit 670 Meter höher als alle anderen in Triest. Sitzt auf der Grenze zu Slowenien nahe beim südöstlichen Eck der Triester Provinz, hinter dem Dörfchen Grozzana / GroÄana. Ich kaufe das Blättchen, bedanke mich, zahle und gehe in das Gaga der erwachenden Metropole hinaus.“



 

„Ums Quadrat herum finde ich den Tunneleingang. In dem 'Passaggio' hat sich die Buchhandlung ausgebreitet. Ich trage mein Anliegen vor. Man holt aus dem Hintergrund einen älteren, weißhaarigen Herrn. Mit resigniertem Blick hört er mich an. Sauber sind seine Haare nach hinten gekämmt. Buch um Buch schleppt er herbei. Er ist der erste, der verstanden hat, worum es mir geht. Er ist der erste, der sich bis zur Selbstaufgabe bemüht. Nur eine einzige Frage will ich klären: Was hatte es 1974 auf sich, als 'errano previste piccole rettifiche del confine per eliminare alcune assurde sacche', wie es in der Broschüre heißt, durch die ich auf das Thema überhaupt gestoßen bin? 'Kleine Grenzberichtigungen waren vorgesehen, um einige absurde ‚Säcke’ zu beseitigen.' So ein absurder Sack bin ich auch: halte andere Leute von sinnvoller Arbeit ab. Stelle dumme Fragen. Gaga.“


„Nächster Versuch beim Club Alpino in der Via Battisti 22. Diesmal ist ein Schild an der Tür. Ich steige in dem alten Wohnhaus drei Stockwerke hoch. Dort steht: Orario Segretaria 17.30 – 19.30 h. Also wieder nichts, und Montag 17.30 Uhr werde ich nicht mehr da sein.

Für heute habe ich genug. Halb Triest mit seltsamer Fragerei aufgemischt. Als nächstes möchte ich Wasser in meinen Zehn-Liter-Kanister nachfüllen, um irgendwo ungestört den Nachmittag mit Wäsche-Waschen zu verbringen. Bei der Auffahrt zurück zum Obelisk komme ich an einer Tankstelle vorbei. Chiuso, geschlossen. Geschlossen ist gut, da brauche ich nicht um Erlaubnis fragen. Denn neben der Waschanlage gibt es einen Zapfhahn. Ich nehme mal an, es ist Trinkwasser. Gar zu viele Bedenken darf man im Leben nicht haben.“


„Plötzlich übernimmt eine neue Markierung: blauer Ring, weiß ausgefüllt. Und führt abwärts. Das kann nicht richtig sein. Ich muß also besser scharf rechts den Hang hoch durchs Unterholz. Und richtig: Da, wo von Pesek herkommend der blau-weiße Ring auf den weiß-roten Weg trifft, zweigt unscheinbar ein Pfad nach rechts in den Wald ab. Verwitterte rote Markierungen liegen am Boden herum. Ein zerfallenes Kalksteinmäuerchen faßt den Pfad rechterhand ein. Der Pfad verliert sich, und ich muß mich durchs Gestrüpp kämpfen, stoße aber überraschend auf einen quer verlaufenden, ordentlich sichtbaren Weg. Aha, denke ich, das ist der von der letzten Weggabelung, den ich hätte nach oben nehmen sollen. Keine zehn Meter gehe ich auf ihm, da stoße ich auf ein Steinmännchen, das mir einen weiteren, rechts ab bergaufführenden Pfad zeigen will. Also den!

Und da ist sie auch wieder, die verwaschene rote Markierung. Sanft steigt der Weg schräg nach hinten den Hang hoch durch das Eichenwäldchen. Verliert sich wieder. An einer Wildschweinsuhle auf einer Lichtung scheint es mir, als ob diese künstlich als Hubschrauberlandeplatz angelegt sei. Vor mir ein letzter Kalksteinaufschwung. Der Pfad führt um ihn herum und stößt bald auf einen rostigen Stacheldrahtzaun. Ist hier die Grenze? Wer weiß.

Nach links hin steigt es noch immer an. Also dort hinauf. Der Zaun hört schon wieder an einem der nächsten Bäume auf, so daß ich ihn umsteigen kann, und, wie o Wunder, stehe ich nach ein paar Schritten auf einem schön ausgebauten Waldweg, der nach links hin bergan führt. Gut, daß ich Stiefel angezogen hatte – der Weg durchs Unterholz war zuletzt doch etwas wild.“


https://www.youtube.com/watch?v=493z0Gnq2Ro



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