DE EN

Start

Warum?

Über mich

Die Höchsten

Gipfel & Grenzen

Von nun an geht's bergauf

Meine Höchsten

Deutschland extrem

Deutschland
ringsherum

Zu den Quellen!

602 Grenzsteine

Vier Grate-Ein Gipfel

Eigener Staat oder Niemandsland?

Wall und Graben

Pfad zur Pfalz

Berge der Bibel

Was als Nächstes?

Schlüsselbegriffe

Links

Impressum/AGB

 

Slalom der belgischen Vennbahn um deutsche Exklaven – Punkt 446 südwestlich vom Münsterbildchen; Punkt 585 beim Langen Kreuz; Rückschlag bei Entenpfuhl; Steling; und Punkt 585 nordwestlich vom Ruitzhof

Die Bahngleise sind nicht nur zivilrechtlich im Besitz Belgiens, sondern staatsrechtlich belgisches Hoheitsgebiet. Sie schneiden aus Deutschland 5 Enklaven heraus. Jede hat einen höchsten Punkt, den ich aufsuchen muß.


Auf dem Steling
 

 Auszüge:

„Dann endlich raus in die kalte Morgenluft. Der Tag verspricht wieder sonnig zu werden, aber noch bläst ein brutaler Wind aus Osten, dorther, wo jetzt gerade über den Hügeln der Eifel die Sonne aufgeht. „In den Stecken“ ist nur noch frei für landwirtschaftlichen Verkehr. Haus Nummer 14 ist das letzte auf meinem Anstieg. Eine Ferienwohnung gibt es da. Der umtriebige Bauer hält sich eine eingezäunte Damhirschherde hinter dem Haus und bietet an: 'Damhirschfleisch mit amtlicher Fleischbeschau für den ernährungsbewußten Verbraucher, mild, zart, und fettarm – direkt vom Erzeuger. Fam. Bauer'. Der Bauer heißt sogar Bauer. Seine Herde drängt sich in einem Eck der Wiese zusammen. Ein armseliges Hirschlein mit Geweih steht dabei.

Der Weg durch die Felder hoch endet am Waldrand des Steling. Eine Bank mit Blick ins Land ist jetzt nicht gefragt; zu kalt weht es um die Nase. Auf einem kurzen Stamm steht hinter der Bank ein kleines Holzkreuz und berichtet von der 'Nacht des Wachens' Ostern 1995. Am Baum ist ein Thermometer angenagelt. Ich lese – 4 Grad. Eine Nacht des Wachens möchte ich hier jetzt nicht verbringen müssen; vielleicht wäre es von Gründonnerstag auf Karfreitag ja wärmer. Schneidender Ostwind, aber die Sonne ist schon über den Horizont gestiegen, da kann es nur besser werden. Ein paar Schritte weiter weist ein hölzerner Wegweiser nach links zu Kaiser Karls Bettstatt. Wie bitte? Kaiser Karls Bettstatt? Das verspricht spannend zu werden.

Im Wald entdecke ich Grenzstein Nummer 729. Die Grenze läuft geradewegs darüber. Etwas weiter im Wald steht noch ein Steinquader, markiert mit 'IGM'. Was kann das bedeuten? 'Internationale Grenz-Markierung' oder so was? 'Institut de Géodésie et Mensuration' etwa? 'Institut Géographique Militaire'? Und tatsächlich: Institut géographique militaire ist der alte Name – von 1947 bis 1976 – des heutigen Institut Géographique National Belge IGN. Der Gipfel des Steling ist flach, und es ist nicht ganz klar, wo genau der höchste Punkt ist. Also stapfe ich noch ein bißchen am Waldrand entlang. Es ist 9 Uhr morgens. Grenzstein 730 ein Stück weiter nördlich scheint mir ein bißchen höher zu sein. Der Wind hat einen Baum in seiner Nähe umgeknickt; die Bruchstelle ragt spitz senkrecht empor, wie zur Klage. Der höchste Berg der Enklave Mützenich. Der höchste Berg des Kreises Aachen. Die Nase tropft.“

 

Komplizierte Grenzverknüpfungen



"Beim Ortsschild zweigt von der B 258 rechts die Vennstraße ins 'Gewerbegebiet Roetgen' ab. Ich gehe sie hoch bis an ihr Ende. Dort läuft eine Straße 'Am Münsterwald' quer. Moderne Firmenhäuser im Gewerbegebiet. Nach links biege ich ein, so daß ich der belgischen Grenze ziemlich nahe kommen muß. Die letzte Firma 'Am Münsterwald' ist die Neuefeind Zerspannungstechnik GmbH. Neuer Feind?


Die Spannung steigt bis zur Zerspannung. Über einen Zaun muß ich klettern, um das Firmengelände hinter mir zu lassen und auf das freie Feld zu kommen, das sich hinter der Neuefeind Zerspannungstechnik dem Waldrand oben am Horizont entgegenstreckt. Am Stacheldraht bleibe ich hängen und falle fast in die Sumpfwiese jenseits. Aufgerappelt und schräg die Wiese hangaufwärts gequert, weg von der Zerspannungstechnik."


 

Das Vennbahngleis ist belgisches Hoheitsgebiet.

 

"Dann kommt das 'Frischfleisch-Center für Hunde und Katzen'. Frisches Fleisch täte mir jetzt gut, wo ich mir schon seit Tagen nur Gemüsebüchsen aus dem Supermarkt leiste, auf dem Benzinkocher angewärmt. 'Schinkenknochen Stück -.79 €' lockt ein Schild. Ein Dackel hält das Schild hoch, während sich eine Katze am Boden schon über das gute Stück hermacht. Schon ist hier die Warnbake 'Bahnübergang in 300 Meter' am rechten Straßenrand aufgestellt. Dann kommt die Fitnessanlage 'Get up and feel good'. Kein Thema, ich 'feele' mich auch ohne Fitness-Anlage schon 'good', wenn ich an mein Grenzsteinproblem denke, was mich hier erwartet. Noch 200 Meter bis zum Übergang. Es folgt das Steakhaus 'Zum alten Markt' – nein, das ist nur ein Hinweisschild: '1. Straße links bis zum Ende'. Hier ist kein Steakhaus. Schon war mir das Wasser im Mund zusammengelaufen. Ein Steak! Es folgt die 'Naturheilkundliche Praxis für Groß- und Kleintiere Kerstin Teety. Termine nach Vereinbarung.' Ich werde einen Termin brauchen, wenn ich so weitermache."


"Auf einem Bergrücken hoch über dem Schwarzbach reihen sich die wenigen Häuser des Ruitzhofs bis vor den Waldrand, an dem ich meinen Subaru abstelle. Links heißt es: 'Das Abladen von Gartenabfällen, Schutt und sonstigen Abfällen ist verboten. Der Stadtdirektor'. Stadt? Welche Stadt? Hier ist keine Stadt mehr, weit und breit, hier ist das Ende der Welt. Darunter nocheinmal ein rotumrandetes Schild: Schutt abladen verboten. Es scheint ein einschlägig beliebter Ort zu sein, gerade richtig, um hier zu übernachten."

Auch von der Enklave Ruitzhof muß der höchste Punkt gefunden werden.

 


Der letzte Zug, 13. September 2009: http://www.youtube.com/watch?v=kEmWRlYz9Yg


 

 Weiter zu Kapitel 32