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Der Höchste in Rumäniens Karpaten – Moldoveanu





Das himmlische Trapez aus Moldoveanu rechts und Vârful Vistea Mare links

Dazu Maria Tanase: Cântec de Nunta din Fagaras -- http://www.youtube.com/watch?v=1RvK_Ky_bb0


 Auszug:


"Rumänien! Land des Fürsten, Feldherrn und Sohn des Drachens Vlad III. Drăculea, von Vampir Dracula, Land der Türken- und Ungarnkämpfe, Land der Hajduken in den Wäldern Transsilvaniens! Wie komme ich dazu, in diesem wilden Land auch noch bergzusteigen?!

Schon wieder fühle ich mich, obwohl ich in ganz normalem Terrain operiere, wie ein Forscher und Abenteurer. Nur ein ganz normales Gebirge ragt vor mir auf, ich werde sogar auf einer Straße weit bergan fahren können, ich werde markierte Wanderpfade vorfinden – und trotzdem: Ich werde allein sein, allein als Deutscher in fremder Umgebung, allein mit mir selbst. Nur wenige finden den Weg hierher.

 

Auf dem Dachfirst hinüber !

 

Mich treibt ein unstillbarer Durst, die Welt, die ich mir vorgenommen habe, aus erster Hand zu erfahren. Intensiv befriedigt fühle ich mich, wenn mich schwierige, unsichere und unbequeme Umgebungen herausfordern. Ich nehme mir Zeit zu beobachten und Eindrücke aufzunehmen, denn ich bin nicht in einem Wettrennen. Ich konkurriere mit niemanden außer mir selbst. Meine Begegnungen mit grandios verschiedenen Gebieten, Lebensstilen und Überzeugungen erweitern mein Interesse und meine Wahrnehmung der Welt. Überdrehte wie niedrige Lebensstandards lassen mich an dem 'westlichen' Streben nach materiellem Wohlstand zweifeln. Und doch: Wieder zu Hause erfreue ich mich an den kleinen Wohltaten, die mir eine feste Wohnstatt bieten kann und die mir unterwegs verwehrt waren: ein Bett, eine Nacht voller Tiefschlaf, eine Kopfwäsche, eine Rasur, eine warme Mahlzeit.

Was passiert mit mir? Häufig werde ich von blitzartigen Erinnerungen überfallen, muß die Augen schließen, um sie nochmal an mir vorbeiziehen zu lassen. Wenn ich diese Bruchstücke wiederbelebe und mich Schritt um Schritt, Stufe um Stufe mit ihnen beschäftige, sie mit meinen Gedanken herumwälze und aus verschiedenen Winkeln betrachte, was ist dabei gewonnen? Besser wäre es, lästige Unannehmlichkeiten oder Beschwernisse stoisch zu ertragen und meine Vorhaben mit mehr Geduld anzugehen.

Wenn ich aber wieder auf Expedition bin, wenn ich den Rucksack geschultert habe und mich durchs Gestrüpp kämpfe oder die Geröllbahnen hinauf einem Joch entgegen, dann bin ich klar auf den Brennpunkt gerichtet – nichts anderes als das Ziel zählt. Die Ziele sind allesamt erreichbar; ich muß nur nach ihnen forschen. Alles liegt ausgebreitet vor mir. Die Ziele  erfordern Anstrengung, aber die Erfolge belohnen die Mühe. Sie stärken mein Selbstbewußtsein. Ich spiele mit meinen Zielen. Alles kann ich tun.

Devotionalien auf dem GipfelBergsteigen ist Gottesdienst

 

Ich träume von noch mehr Abenteuern, und dann, wenn sich das Projekt zur Leidenschaft weiterentwickelt, wenn alles in Besessenheit umschlägt, kommt mir irgendein Zufall zu Hilfe, eine Begegnung im Internet, ein glücklicher Kontakt, eine Steigbügelhilfe, und dann verwirkliche ich diese Träume, einen nach dem anderen. Meine Anstrengung wird zum Spiel.

Fasziniert lese ich Berichte meiner Vorgänger, die in Gebiete eingedrungen sind, die damals um ein so Vielfaches schwieriger zu erobern waren, lese von ihren Erfolgen und Mißgeschicken, und frage mich, warum mir das heute alles offensteht: Ich muß es nur zu ergreifen wissen.

Wonach suche ich? Ich weiß es nicht wirklich, bis ich es gefunden habe: eine blühende Orchidee im Wald, den harzigen Duft der Kiefern, die glockenhelle Weite der Almen, die Griffe am Fels der Grate, das Gipfelkreuz. Wenn es ein solches überhaupt gibt. Lieber sind mir die Gipfel, die mir erzählen, daß ich der Einzige bin, der Erste seit Wochen oder Monaten vielleicht, und daß nach mir so schnell keiner kommen wird. Die Gipfel, auf denen ich Stunden in der Sonne schauend verbringen kann, auf denen ich mich zur Ruhe bette, die Sterne über mir, auf denen ich die Größe der Schöpfung einatmen kann.

Wonach suche ich? Nie mehr werde ich, wo ich das erlebt habe, in träge, selbstzufriedene Ruhe zurückfallen. Letztlich forsche ich nach mir selbst. Und meine Gier nach Abenteuern bleibt unstillbar."

 

"Coborîre Periculoasa ! Gefährlicher Abstieg !"



"10 Minuten vor 11 Uhr beginne ich den scharfen Anstieg zum Vârful ViÅŸtea Mare. Wieder schalte ich mein Hirn ab und denke nur noch tunnelförmig, nur noch an Dinge, von denen ich aus Erfahrung weiß, daß sie mich ablenken. Konzentriere mich auf meine Ablenkung. Habe Musik in den Ohren, wische mir den Schweiß von der Stirn. Es klingt nach unmenschlicher Anstrengung und dauert doch nur 40 Minuten: Um 11 Uhr 30 stehe ich auf dem Gipfel, treffe auf Kameraden, die in der Gegenrichtung aufgestiegen sind, genauso steil oder noch steiler, und freue mich: Was die gerade geschafft haben, brauche ich nicht mehr. Im Prinzip bin ich oben. Es kann nichts mehr passieren. Niemand kann mir mehr den Moldoveanu nehmen. Ich habe ihn so gut wie in der Tasche. Ich kann meinen Rucksack hier ablegen. Und turne leichtfüßig auf dem scharfen Grat hinüber, losgelöst von den Beschwernissen des Wegs und meines Alters. Ich hab ihn!"




Oben !


Das abendliche Gewitter naht über Fagaras und seinen Bergen

 


Transfagarasan über die Creasta Fagarasului: http://www.youtube.com/watch?v=2cMQy7zmSHA&feature=related


 

 

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