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Hannes Wader: Heute hier, morgen dort -- http://www.youtube.com/watch?v=HNYcHDYZzio&feature=related


 

Als Nachkriegskind wurde mir das Sammeln quasi in die Wiege gelegt. Komplett sein ist was das Sammlerherz anstrebt – doch das geht nur, wenn man sich ein überschaubares Sammelgebiet wählt. Mit Briefmarken und Münzen fing ich an: doch ständig gibt es Neuausgaben – nie kann meine Sammlung komplett sein. Dann kam ich zu Bergen. Mich faszinierte das Hohe, Höchste, aber nur so lange, wie ich meinen eigenen Höhenrekord vorantreiben, immer höher schrauben konnte. Den Gipfel des Aconcagua erreichte ich gerade noch; beim Pik Lenin scheiterte ich. Was also tun, um endlich für den Rest meines Lebens ein in sich geschlossenes Sammelgebiet anzusteuern?

Ganz einfach: Ich muß den Bergen Grenzen setzen, und da ich Europäer bin, tue ich das am besten in Europa:

Höchste Berge Europas

könnte mein Projekt heißen; doch "die höchsten Berge Europas" scheint mir immer noch zu ambitiös, deshalb grenze ich es weiter ein:

Höchste Berge aller europäischen Staaten

Davon gibt es – je nach Zählweise – an die 50; das ist mir wiederum zu wenig, daher fasse ich den Begriff "Staat" weiter und sage schließlich:

 Ich steige auf den höchsten Berg eines jeden europäischen "unabhängigen" Gebiets.

Also kommen noch ein paar Kolonien dazu, viele autonome Gebiete und selbst Staaten ohne Anerkennung, Staaten ohne Staatsgebiet, Gegenden ohne klare staatliche Zuordnung, Zollfreizonen, hübsch abgegrenzte Enklaven, Exklaven, staatliche Verschiebemassen, ja sogar ein unter dem Meeresspiegel verschwundenes Land. Europa ist ein bunter Flickenteppich, doch was ist das eigentlich: EUROPA? Wo fängt Europa an, wo hört es auf? Was ist das: ein STAAT? Und schließlich: Was ist ein BERG? Was bedeutet das Wort: HÖCHSTER? Was ist das: HÖHE? Gemessen von wo aus?

Mein Projekt „Gipfel und Grenzen“ – Europa 135 mal von oben betrachtet – das wird schnell klar, hat nur am Rande mit Bergsteigen zu tun. Vielmehr begegnen uns auf Schritt und Tritt immer wieder neben herrlichen Bergen und Höhen die hilflosen Versuche des Menschen, einen Zustand im Gelände durch Grenzmarkierungen zu stabilisieren. Und das, wo die Erfahrung zeigt, daß Staaten und Grenzen nichts Endgültiges sind. Entsprechend fließend sind die jeweils Höchsten eines Gebiets: Mal ist die Zugspitze der höchste Deutsche, dann ist es für eine Weile der Kilimandscharo, dann wieder die Zugspitze, dann für sieben Jahre der Großglockner, um wieder zur Zugspitze zurückzukehren. Die reinste Willkür.

Und natürlich bedeutet „Europa“ auch Holland und Dänemark, von dem weiten, flachen Osten ganz zu schweigen. Dort heißt es eher FINDEN statt Besteigen, und eher ist Spürsinn statt Trittsicherheit gefragt. Ich werde Vulkane erklimmen und „bergsteigen“ in einem Hotel, mich mit einer Bohrplattform als staatlichem Gebilde herumschlagen, geheimnisvolle mittelalterliche Wegweiser in einem Operettenfürstentum untersuchen, eine Laderampe im Hamburger Hafen bespringen und einen Felsen mitten im Atlantik entern – nie werden die Höchsten Europas langweilig sein: doch nicht immer sind es richtige „Berge“, oft nur „höchste Punkte“.

Zehn Jahre meines Lebens und mehr werde ich in Europa unterwegs sein „Auf der Suche nach dem Höchsten“. Neben grenzenlosen Gipfeln werde ich auch die oft dümmliche Beschränktheit eines Kontinents spüren, der nicht weiß, was er ist. Ich werde, um mein Ziel zu erreichen, meinen Fuß auf Berge setzen, die kaum je einen Bergsteiger gesehen haben, und in Tiefen tauchen, auf die ein Bergsteiger nie käme – habe ich am Ende den HÖCHSTEN gefunden? Was bedeutet mir das alles?

Das ist mein Projekt fürs Rentenalter, kurz skizziert. 135 Einzelziele habe ich anzulaufen, 135 mal oben zu stehen, 135 mal darüber zu schreiben und schließlich – das Schwierigste – 135 Einzelkapitel zu einem losen Ganzen zu verbinden und dafür zu sorgen, daß jedes einzelne Kapitel selbständig stehen kann. Das Werk bleibt also eine Anthologie merkwürdiger Bruchstücke, zusammengefaßt in 19 Bänden oder einzeln als 135 verschiedene CDs. Um in die umfangreiche Serie hineinzuschnuppern, ist der Einstieg über eine oder mehrere  preisgünstige CDs zu empfehlen.

Und noch etwas zum WARUM? Mein Hobby ist völlig sinnlos. Weder verdiene ich daran, noch habe ich am Ende einen brauchbaren Erkenntnisgewinn. Wie bei allen Sammlungen muß ich am Ende des Lebens alles abliefern. Doch einzigartig ist es trotzdem: Noch nie hat jemand vor mir dieses Projekt in dieser Größenordnung durchgeführt. In meiner Sinnlosigkeit bin ich also absolute Spitze, der Höchste.

Mein Projekt beschäftigt, vertreibt die Langeweile, verkleistert das Bewußtsein, daß alles, was wir auch immer als Menschen tun, von vornherein zwecklos ist. Wie kann ich angesichts einer blühenden Bergwiese, angesichts eines lodernden Sonnenuntergangs, im Gefühl einer Gipfelstunde solche Gedanken haben!? Nie im Leben war ich so beschäftigt, nie im Leben dazu noch mit solch schönen Dingen – das ist der Sinn des Projekts.

 Wie wäre es also mit Nachmachen? Reißen Sie sich zusammen: Sie können das auch!

 

Interview in DAV-Panorama, Jahrgang 61, Nr. 5/2009

 

   Interview mit Roger Willemsen in der ZEIT vom 26. 11. 2009: Warum machen Sie das?

 

 

    

   Montblanc

 

     Liste der höchsten Berge "unabhängiger" Gebiete Europas

    Kapitel der Buch- und CD-Serie "Gipfel und Grenzen - Grenzenlose Gipfel"

 

 

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